Nebel statt Wasserstrahl
„Allein mit dem neuen Turbosystem kann die Werkfeuerwehr den Wassereinsatz um die Hälfte reduzieren“, erklärt Martin Siebert, Leiter der Werkfeuerwehr. Der Grund: Gelöscht wird mit Hochdruckwassernebel statt mit einem Wasserstrahl. Das Wasser wird in feinste Tröpfchen zerstäubt und nahezu komplett verdampft. Je kleiner die Wassertropfen, umso schneller verdampfen sie. Verdampfen bedeutet „Energie entziehen“: „Das kühlt nicht nur, sondern unterbindet auch die Sauerstoffzufuhr. Durch die Thermik, die bei einem Brand herrscht, werden die Wassertropfen verteilt, so dass sich das Feuer quasi selbst erstickt“, so Siebert.
Ein weiterer, positiver Nebeneffekt: Ein Liter Wasser erzeugt 1.700 Liter Wasserdampf, so dass insgesamt wesentlich weniger Löschwasser verwendet wird, als bei der Order „Wasser Marsch“. Diese Löschmethode ist nicht nur deshalb umweltfreundlich, weil sie mit weniger Wasser auskommt. In großen Mengen eingesetzt, kann Löschwasser auch Gifte aus dem Brandherd waschen: „In der Folge muss das kontaminierte Löschwasser entsorgt werden. Beim Löschen mit Hochdruckwassernebel bleiben nur geringe Restmengen übrig. Das schont die Umwelt."
Im Zuge der Umstellung auf die Wassernebel-Technik wurde zu Beginn diesen Jahres eine halbstationäre Löschanlage für den Einsatz in Innenräumen angeschafft: „Da der Wassernebel das Feuer in allen Ecken und Nischen erreicht, können wir ihn in geschlossenen Räumen auch als Alternative zu gasförmigen Löschmitteln wie etwa Kohlendioxid verwenden“, erklärt der Leiter der Werkfeuerwehr.
Mehr Sicherheit für Werkfeuerwehr
Das Turbo Hydrojet Modul hingegen ist für Außeneinsätze speziell im Chemiepark GENDORF zugeschnitten. Das äußerlich unspektakuläre mobile Modul misst gerade mal ein Meter fünfzig auf zwei Meter fünfzig, hat es aber in sich: Es besteht aus einer Flugzeugturbine, die ein brennendes Objekt in bis zu 150 Meter Entfernung in eine Wasserwolke einhüllen kann. „Im Gegensatz zu herkömmlichen Wasserwerfern können die Feuerwehrmänner dadurch aus größerer Entfernung agieren, was ihre Sicherheit erhöht“, betont Siebert.
Da durch das Einnebeln auch die Rückseite von hohen Reaktoren und Behältern umhüllt werden können, müssen bei solchen Objekten nicht mehr von drei Seiten Wasserwerfer aufgebaut werden. „Mit dem Aufrichtwinkel von 60 Grad deckt das neue Modul eine Höhe von 80 Metern ab. Somit können wir die höchste Produktionsanlage im Werk mit dem Werfer erreichen“, fügt Martin Siebert hinzu. Auch fluorfreie Schäume können den Modulen, die mit Hochdruckwassernebel arbeiten, beigemischt werden: „Anders als bei einem Wasserstrahl wird der Schaum sanft aufgebracht, zerstört also nicht die Oberfläche. Das ermöglichst zudem ein zielgerichtetes Verteilen des Schaums.“
Lärmemission auf ein Minimum begrenzen
Einziger Nachteil: Eine Flugzeugturbine bleibt eine Flugzeugturbine und die macht Lärm. Einmal im Quartal muss das Modul in Betrieb genommen und auf seine Funktionstüchtigkeit getestet werden. Der Geräuschpegel wird aber auf ein absolutes Minimum reduziert werden. Durch verbesserte Wartungstechnik und Fernüberwachung reichen zudem Wartungszyklen und Testläufe von nur 30 Minuten. Hierzu wurden bereits mit einem eigens entwickelten maßstabsgetreuen Modell Testreihen gefahren und mit mobilen Lärmschutzelementen experimentiert. Das Modell wird zudem für Taktikschulungen eingesetzt, so dass auch hier auf den Einsatz der Flugzeugturbine verzichtet werden kann.