Klimaneutraler Chemiepark – hierfür treibt InfraServ Gendorf (ISG) Maßnahmen voran: Jetzt stellt der Chemieparkbetreiber einen Antrag auf eine Aufsuchungserlaubnis für Erdwärme als weiteren Baustein zur künftigen klimaneutralen Wärmeversorgung des Gendorfer Chemiestandorts.
InfraServ Gendorf beantragt in Nähe des Chemieparks eine Aufsuchungserlaubnis von Erdwärme als möglichen regenerativen Baustein zur Wärmegewinnung. Bereits anderweitig vergebenen Nachbarfelder sorgen für die sonderbare Form des beantragten Erlaubnisfelds. (Bild: OpenStreetMap)
Klimaneutraler Chemiepark – hierfür treibt InfraServ Gendorf (ISG) Maßnahmen voran: Jetzt stellt der Chemieparkbetreiber einen Antrag auf eine Aufsuchungserlaubnis für Erdwärme als weiteren Baustein zur künftigen klimaneutralen Wärmeversorgung des Gendorfer Chemiestandorts.
„Wir dürfen bei der Transformation zum klimaneutralen Chemiepark keine Zeit verlieren, wenn wir die Zukunft des Standorts sichern wollen. Mit aller Kraft treiben wir deshalb die uns regional zur Verfügung stehenden regenerativen Bausteine voran, um die Energieversorgung im Chemiepark klimaneutral zu gestalten“, begründet ISG-Geschäftsleiter Christoph von Reden den Schritt zur Erdwärme als weiteres mögliches Standbein für eine regenerative Energie- und Wärmeversorgung des Chemiestandorts mit seinen 4.000 Arbeitsplätzen.
In einer Voruntersuchung wurden durch InfraServ Gendorf die Potenziale zur Nutzung des heißen Tiefenwassers für diesen Zweck ermittelt. „Die erwartete Temperatur im Bereich von ca. 100 Grad Celsius könnten wir beispielsweise direkt als Heizwärme für unsere Büro- und Fabrikgebäude oder für verfahrenstechnische Zwecke am Standort einsetzen“, erläutert Heiko Wilhelm, Mitarbeiter des Genehmigungsmanagements bei InfraServ Gendorf das Ergebnis. Durch den Einbezug einer Wärmepumpe wäre auch noch eine weitere Erhöhung der Temperatur und damit ein Einsatz als Prozesswärme denkbar. „Das hängt aber insbesondere stark von der tatsächlichen Temperatur ab, die wir in unserem Aufsuchungsfeld vorfinden“, erklärt Wilhelm.
Möglicher Beitrag zur Energie-Autonomie
Dementsprechend ist der Genehmigungsantrag im Falle eines positiven Bescheids auch nur der erste Teil in einer Reihe von weiteren Maßnahmen: Erteilt das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie die Erlaubnis zur Erkundung der Erdwärme, sind ein geologisches Basisgutachten und eine Machbarkeitsstudie nötig, bevor es überhaupt an detaillierte geologische Vorerkundungen gehen kann. Das Erlaubnisfeld für diese Erkundung umfasst ca. 50 km² und erstreckt sich von Burgkirchen über Emmerting und Mehring bis nahe an die österreichische Grenze. Noch sind also viele Fragen offen, dennoch will InfraServ Gendorf die Planungen zur technischen Ausnutzung der natürlichen Wärmequelle zur Energiegewinnung weiterentwickeln: „Die regionale Nutzung von Erdwärme ist sinnvoll, da sich mit ihr Energie dort erzeugen lässt, wo diese auch benötigt wird. Das ist für uns auch ein Stück Energie-Autonomie, die dazu beitragen kann, unseren Standort und unsere Arbeitsplätze energietechnisch zumindest etwas unabhängiger zu machen“, erklärt ISG-Geschäftsleiter Christoph von Reden.
Geothermie als zuverlässiger Wärmelieferant
Die Nutzung von Geothermie ist im Landkreis Altötting bereits weit verbreitet, etwa in Kirchweidach, Traunreut oder Garching a. d. Alz. Wird Erdwärme aus mindestens 400 Metern unterhalb der Erdoberfläche gewonnen, spricht man von tiefer Geothermie. Im Vergleich zur oberflächennahen Geothermie sind dort die Temperaturen weitaus höher. In diesen Tiefen können je nach Region Temperaturen von weit über 100°C vorliegen. Neben der Wärmeversorgung ist Tiefengeothermie ab einem bestimmten Temperaturniveau grundsätzlich auch für die Stromerzeugung nutzbar. In der Umgebung des Chemieparks GENDORF befindet sich in einer Tiefe von etwa 2.200 bis 2.700 m die wasserführende Kalksteinformation des Weißen Jura, die sog. Malmkarbonate („Malm“). Dieser Malm ist zur Nutzung in Form der sogenannten „hydrothermalen Geothermie“ geeignet. Über eine Förderbohrung wird heißes Wasser aus der wasserführenden Schicht im Untergrund an die Erdoberfläche gefördert. Das heiße Wasser gibt die Wärme über einen Wärmetauscher an die Wärmeversorgung ab. Über die Injektionsbohrung wird das abgekühlte Wasser wieder in die wasserführende Schicht zurückgeleitet, es handelt sich also um einen geschlossenen Kreislauf.
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