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09.05.2019

Messprogramm des Chemieparks GENDORF: Transparente Umweltdaten für die Region

Wertvolle Erkenntnisse über die lufthygienische Situation in der Umgebung liefert das Immissionsmessprogramm des Chemieparks GENDORF. Die Ergebnisse der freiwillig und mit hohem Aufwand durchgeführten Untersuchung geben Aufschluss über viele der in der Umgebungsluft vorhandenen emissionsrelevanten Parameter. Die Ergebnisse hat Standortbetreiber InfraServ Gendorf kürzlich dem Landratsamt Altötting und Landesamt für Umwelt (LfU) Bayern kommuniziert: Die ermittelten Konzentrationswerte sind für das gesamte Beurteilungsgebiet im Wesentlichen unauffällig.

Alexander Kogler, Mitarbeiter bei ISG-Umweltmessungen, wechselt die Becher für die Messungen des Staubniederschlags. Die Becher werden dann verschlossen und im Umweltlabor analysiert. (Foto: InfraServ Gendorf)

Wie ist die lufthygienische Situation im Umfeld des Chemieparks GENDORF zu bewerten und welche Stoffe wirken auf die Umwelt ein? Darauf liefert das von Februar bis August 2018 durchgeführte Immissionsmessprogramm eine klare Antwort. Über sechs Monate lang führten hierfür Umweltspezialisten von Standortbetreiber InfraServ Gendorf unter Beteiligung externer Institute detaillierte Untersuchungen durch – ein komplexes Messprogramm mit knapp 30 unterschiedlichen Stoffen, die an sieben Messpunkten von Burgkirchen bis nach Mehring, Kastl und Emmerting überprüft wurden. Godehard Mayer, Leiter Genehmigungsmanagement bei InfraServ Gendorf, erklärt: „Damit auch die Behörden den größten Nutzen aus unserem Messprogramm ziehen, haben wir die Stoffauswahl gemeinsam mit dem Landratsamt und dem LfU Bayern abgestimmt. Die Messpunkte selbst sind zum großen Teil identisch mit den Messpunkten aus den zuletzt 2008 durchgeführten Messungen. Für ausgewählte Parameter können wir sogar Trendanalysen für einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten auswerten.“

Hohe Analysegenauigkeit
Wie umfangreich die Messungen des über eine Viertel Million Euro teuren Messprogramms sind, wird daran deutlich, dass je nach Stoff unterschiedlichste Normen und Messverfahren anzuwenden waren – immer auf dem aktuellsten Stand der Technik. Staubdepositionen wurden beispielsweise nach der „Bergerhoff-Methode“ und Feinstaubkonzentrationen mit einem DIN-harmonisierten aktiven Standardmessverfahren ermittelt, Ammoniak dagegen mit sog. „Passivsammlern“, welche die in der Luft vorhandenen Verbindungen nach entsprechender Diffusion auf einer Adsorptionsschicht fixieren. Die Ergebnisse zu den Stoffen erfasste das Team mit höchster Analysegenauigkeit. „Wir sind bei manchen Konzentrationen im für den Menschen kaum noch vorstellbaren Femtogramm-Bereich. Das ist nicht mehr der Zuckerwürfel im Bodensee, sondern der Zuckerwürfel im Mittelmeer“, vergleicht Godehard Mayer.

Gleichbleibende Emissionen trotzt Produktionssteigerung  
Die Ergebnisse zeigen unauffällige Werte, die in keinem Bereich geltende Richt- und Grenzwerte überschreiten. Auch im Vergleich zur letzten Messung 2008 sind trotz der um fast 40 Prozent gestiegenen Produktionsmengen keine erhöhten Immissionen festzustellen. Es zeigen sich aber auch Effekte, die nicht mit Vorgängen im Chemiepark zu erklären sind. So sind beispielsweise leicht erhöhte Werte bestimmter Parameter am Anfang des Messprograms durch die Heizperiode beeinflusst, während bei etwas höheren Staubwerten am Ende des Programms die Erntezeit und Bauaktivitäten mitgemessen werden konnten. Gleiches gilt über das gesamte Messprogramm für Emissionen aus dem Verkehrssektor, der an einem Messpunkt im Ortskern von Burgkirchen eindeutig zu Buche schlägt.  Detailliertere Ergebnisse des Messprogramms sind unter diesem Link in einem zusammenfassenden Bericht auf der Chemiepark-Website veröffentlicht.**

Verantwortung für die Region
„Die Anforderungen an einen Chemieparkbetreiber wandeln sich laufend. Der Schutz von Mensch und Umwelt hat dabei für uns höchste Priorität. Umfassende Immissionsmessprogramme belegen genauestens, welche Auswirkungen unser Handeln auf die Region hat. So sind wir in der Lage, die Abläufe entsprechend zu optimieren“, erklärt Dr. Bernhard Langhammer, Geschäftsleiter der InfraServ Gendorf, den Hintergrund der Messungen. „Die Ergebnisse stimmen uns zufrieden und sind zeitgleich ein Ansporn, mit derselben Akribie weiterzuarbeiten.“

*Femtogramm: 1 fg = 0,000 000 000 000 001 Gramm
  1 fg = 0,000 000 001 Mikrogramm (µg)

 

**Exemplarische Messergebnisse:

NO2, Stickstoffdioxid
Mit Ausnahme des Messpunktes 3, liegen alle Messpunkte mit durchschnittlichen NO2-Konzentrationen von max. 11 μg/m3 im unauffälligen Bereich. Der Messpunkt 3 weist mit ca. 24 μg/m3 durchschnittlich die höchsten Stickstoffdioxidkonzentrationen aus. Der Jahresgrenzwert mit einer Konzentration von 40 μg/m3 wird damit immer noch deutlich unterschritten. Stickstoffdioxide entstehen als Produkte unerwünschter Nebenreaktionen bei Verbrennungsprozessen. Sie gehören zur Gruppe der Stickstoffoxide (NOx). Die Hauptquellen von Stickstoffoxiden sind Verbrennungsmotoren und Feuerungsanlagen für Kohle, Öl, Gas, Holz und Abfälle. In Ballungsgebieten ist der Straßenverkehr die bedeutendste NOx-Quelle. Ein erheblicher Faktor zur Entstehung und Beeinflussung von Stickstoffoxiden und deren Konzentrationen ist der Straßenverkehr. Durch die spezielle Lage des Messpunkts 3 im Ortskern von Burgkirchen ist hier im Vergleich zu den anderen Messpunkten mit der höchsten Belastung durch Verkehr zu rechnen.

Feinstaub
Quellen von Feinstaubemissionen durch Privathaushalte sind vor allem Holzheizungen und offene Kamine, da die Verbrennung von Festbrennstoffen zu wesentlich höheren Feinstaubemissionen führt als die Verbrennung flüssiger oder gasförmiger Brennstoffe. Der Grenzwert der mittleren PM10-Konzentration von 40 μg/m³ wurde an allen Messpunkten eingehalten. Dies gilt auch für den Grenzwert der mittleren PM2,5-Konzentration von 25 μg/m³. Auch dieser wurden an allen Messpunkten eingehalten. Anhand der Messungen ist eindeutig zu erkennen, dass die Feinstaub-Konzentrationen in der kalten Jahreszeit im Vergleich zu den Sommermonaten erhöht sind. Diese Beobachtung ist durch natürliche Phänomene erklärbar, die einen adäquaten horizontalen Luftaustausch hemmen.

Ammoniak
Der Luftschadstoff entsteht hauptsächlich durch landwirtschaftliche Prozesse. Insbesondere die Tierhaltung ist ein wichtiger Verursacher. Laut Literaturangaben liegt die natürliche Hintergrundbelastung bei etwa 4 μg/m³ und somit direkt im ermittelten Bereich des Messgebiets. Die ermittelten Konzentrationen im Beurteilungsgebiet sind daher als unauffällig einzustufen. Der höchste Durchschnittswert der Ammoniakkonzentration wurde am Messpunkt 5 mit 8 μg/m³ ermittelt. An diesem Messpunkt wurde auch der höchste Einzelwert (Mittelwert über 14 Tage) mit 31 μg/m³ gemessen. Ein ähnliches Konzentrationsprofil weist auch Messpunkt 4 auf. Diese relativ erhöhten Konzentrationen können mit der Lage der Messpunkte in unmittelbarer Umgebung landwirtschaftlicher Gebiete erklärt werden. Der Messpunkt im Forst hatte erwartungsgemäß den niedrigsten Mittelwert mit knapp unter 2 μg/m³.

HCI (Wasserstoffchlorid oder Salzsäure)
Chlorwasserstoff ist ein farbloses Gas, das an feuchter Luft weiße Rauchschwaden aus Salzsäure bildet. Während des Messzeitraumes wurde am Messpunkt 1 die höchste mittlere Konzentration an HCl mit einem Wert von 0,7 μg/m³ ermittelt. An den übrigen Messpunkten lag die durchschnittliche Konzentration bei ca. 0,3 - 0,4 μg/m³. Generell ist die Belastung von Chlorwasserstoff an allen Messpunkten jedoch nahe an der Bestimmungsgrenze und somit auf einem extrem niedrigen Level.

PFOA
Dieser Stoff wird in Gendorf seit 2008 nicht mehr verwendet. Die durchschnittlich über den gesamten Messzeitraum ermittelten Ergebnisse der Deposition von PFOA liegen für alle Messpunkte in einem Bereich von ca. 0,0005 – 0,0175 μg/(m2∙d). Die maximalen Messwerte an den Messpunkten 3 und 6 wurden zu Beginn des Messzeitraums ermittelt. Örtlich und zeitlich begrenzte Sondereffekte, wie z. B. die ungewöhnliche Trockenheit im Messzeitraum oder Bauaktivitäten in der Nähe der Messpunkte sind hierfür als potentielle Erklärungen anzusehen. Über den restlichen Messzeitraum betrachtet liegen die Konzentrationswerte an den Messpunkten auf einem konstant niedrigen Niveau.

  Download Zusammenfassung Immissionsbericht 2019

An sieben Messpunkten rund um den Chemiepark GENDORF wurden Immissionen gemessen. (Bild: Openstreetmap)

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Tilo Rosenberger-Süß
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