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01.09.2025

Chemiepark GENDORF: klimaneutral auch ohne Biomasse

Das Biomasseheizkraftwerk in Gendorf wird nicht gebaut. Der Chemieparkbetreiber InfraServ Gendorf hat die entsprechenden Planungen gestoppt. Veränderte Rahmenbedingungen machen das Projekt unwirtschaftlich, das die Unternehmen mit klimaneutralem Dampf versorgen sollte. Am Ziel der Klimaneutralität hält InfraServ Gendorf jedoch fest. Das Biomasseheizkraftwerk soll durch andere Energiequellen ersetzt werden.

Das neue Biomasseheizkraftwerk sollte die Wärmeversorgung durch das bestehende Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerk im Chemiepark GENDORF perspektivisch ersetzen. Stattdessen wird die klimaneutrale Wärmeversorgung nun durch andere Energiequellen gedeckt werden. 

Ausschlaggebend für die jüngste Entscheidung waren die stark veränderten wirtschaftlichen und strukturellen Rahmenbedingungen, die sich seit dem Start der Planungen im Sommer 2022 ergeben haben: Der Verbrauch an Dampf im Chemiepark ist in den letzten Jahren deutlich gesunken, weil das Unternehmen Dyneon im Chemiepark seine Fluorpolymerproduktion einstellt und die Chemieproduktion insgesamt aufgrund stark gestiegener Energiekosten rückläufig ist – sowohl in Gendorf als auch in ganz Deutschland. Der Dampfbedarf reicht nicht mehr aus, um das geplante Biomasseheizkraftwerk zu wettbewerbsfähigen Energiekosten auszulasten. Die stark gestiegenen Bau- und Brennstoffkosten seit Beginn des Kriegs in der Ukraine und die unsicheren Perspektiven für die Chemieindustrie in Deutschland belasteten die Planungen zusätzlich. 

„Das Biomasseheizkraftwerk sollte den Chemiepark klimaneutral mit Wärme versorgen – und das zu wettbewerbsfähigen Preisen“, erklärt Dr. Christoph von Reden, Vorsitzender der Geschäftsleitung von InfraServ Gendorf. „Diese Rechnung geht wegen der veränderten Rahmenbedingungen nicht mehr auf. Das Aus für das Biomasseheizkraftwerk bedeutet aber nicht das Aus für unser Ziel eines klimaneutralen Chemieparks. Anstelle einer einzelnen Großinvestition setzen wir jetzt auf eine schrittweise Entwicklung und auf mehrere Bausteine. Das hat den Vorteil, dass wir flexibler auf veränderte Rahmenbedingungen reagieren können – ein großer Vorteil in diesen dynamischen Zeiten, die zunehmend eine verlässliche Investitionsplanung erschweren.“ InfraServ Gendorf arbeitet bereits daran, sein Programm EVERGREEN GENDORF 2045 anzupassen, das dem Chemiepark den Weg in die Klimaneutralität ebnen soll. Die Wärmeversorgung soll künftig stärker über elektrische Energie erfolgen – beispielsweise in Kombination mit der Hochtemperatur-Wärmepumpentechnik oder sogar Geothermie.

„Die klimaneutrale Energieversorgung ist einer der künftigen Erfolgsfaktoren für den Chemiepark GENDORF“, sagt Dr. Christoph von Reden. „Welches Potenzial in dem Chemieparkkonzept nach wie vor steckt, das zeigt die erfolgreiche Ansiedelung von jungen, stark expandierenden Unternehmen“, so von Reden.  Erst Anfang des Jahres gab das junge Fürther Unternehmen PRUVIA bekannt, in Gendorf eine der europaweit größten, kommerziellen Anlagen für thermochemisches Recycling von Kunststoffen errichten zu wollen. Im Juli ließ sich das Münchener Deep-Tech Start-Up tozero im Chemiepark nieder, um auf Basis eines neu entwickelten chemischen Verfahrens eine Anlage für das Recycling von Lithium-Ionen-Batterien zur Rückgewinnung von hochreinem Lithium und Graphit zu errichten. Beide Unternehmen hat die vorhandene Infrastruktur am Standort überzeugt sowie das Rundum-Servicepaket, das Standortbetreiber InfraServ Gendorf bereitstellen kann. „Die Aussicht auf eine klimaneutrale und zugleich wettbewerbsfähige Energieversorgung wird die Attraktivität des Chemieparks weiter steigern“, ist sich Dr. Christoph von Reden sicher.
 

Chemiepark-Struktur mit Potenzial: InfraServ Gendorf arbeitet daran, neue Start-Ups und Scale-Ups im Chemiepark GENDORF anzusiedeln. Die vorhandene Plug & Play-Infrastruktur sowie Rundum-Servicepaket überzeugt, wie jüngste Ansiedlungen zeigen. (Foto: Heiner Heine)

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Tilo Rosenberger-Süß
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