Sirenenalarm im Chemiepark und zahlreiche Einsatzkräfte im Einsatz – das war zum Glück kein Ernstfall, sondern die jährliche Großübung, bei der unter realen Bedingungen das Notfallmanagement des Chemieparks GENDORF auf Herz und Nieren geprüft wird. „Im Ernstfall müssen Maßnahmen und Zuständigkeiten klar definiert sein. Doch die Theorie ist nur die halbe Miete. Damit in Stresssituation und unter Zeitdruck wirklich jeder Handgriff sitzt, hilft nur üben, üben und nochmals üben. Die Großübung ist daher ein unerlässlicher Baustein unserer Sicherheitskultur“, erklärt Alfred Kronwitter, Leiter der Werkfeuerwehr. Bei der Großübung wird dementsprechend groß aufgefahren. Rauch aus „brennenden“ Gebäuden, Autowracks auf dem Chemiepark-Gelände und „Verletzte“ mit täuschend echt geschminkten Wunden: Die internen und externen Teilnehmer sollen sich möglichst genau in das Szenario einfühlen können.
Explosionen, Autounfälle und eingeschlossene Personen
Die beteiligten Organisationen mussten bei einer Vielzahl von Übungen schnell reagieren. Werkfeuerwehr und Rettungsdienst des Chemieparks waren sofort zur Stelle, als eine Explosion an einer Rohrbrücke und ein daraus resultierender Autounfall gemeldet wurde. Die Rettungskräfte versorgten den verletzten Autofahrer, während Feuerwehrleute in Chemikalienschutzkleidung eine aufblasbare Wanne aufbauten, um eine austretende Flüssigkeit aufzufangen und abzupumpen. Aus dem neuen Lehrtechnikum drang derweil Rauch und immer wieder hörte man neue Explosionen – hier mussten die eingetroffenen örtlichen Feuerwehren rasch das Gebäude sichern, Brandherde löschen und mehrere eingeschlossene und sogar bewusstlose Personen aus dem Gebäude evakuieren. Während die meisten Personen das Lehrtechnikum mit Feuerwehrleitern verlassen konnten oder durch die Feuerwehr gerettet wurden, suchten weitere Einsatzkräfte mit Hilfe einer Drohne nach Vermissten, die sich möglicherweise unter Schock vom Technikum entfernt hatten. Die Vielfältigkeit der Übungseinsätze spiegelt das vielfältige Aufgabenspektrum einer Werkfeuerwehr wider. Dazu zählen neben Löscharbeiten auch ABC-Einsätze, technische Hilfeleistungen, Einsätze im Rettungsdienst sowie Arbeitseinsätze.
Zusammenspiel mit externen Einsatzkräften und Behörden
„Unsere Einsatzkräfte müssen im Ernstfall Hand in Hand zusammenarbeiten“, so Kronwitter. „Deswegen trainieren bei der Großübung unsere internen Einsatzkräfte gemeinsam mit regionalen Einsatz- und Rettungsorganisationen und üben diese komplexen Situationen zusammen.“ Nachdem die praktische Übung vergangenes Jahr wegen Corona-Kontaktbeschränkungen durch eine Schulung ersetzt werden musste, waren gestern wieder viele freiwillige Feuerwehren aus umliegenden Gemeinden, Notfallorganisationen und Behördenvertreter vor Ort im Chemiepark. Aktiv an der Übung teil nahmen die freiwilligen Feuerwehren Burgkirchen, Emmerting und Kastl. Auch die Einsatzkräfte vom Bayerischen Roten Kreuz Kreisverband Altötting, Mitglieder der Kreisbrandinspektion sowie Kräfte der Polizeiinspektionen Altötting und Burghausen waren vor Ort.
Dr. Christoph von Reden, Geschäftsleiter von InfraServ Gendorf bedankte sich bei allen Beteiligten für ihr Engagement und die erfolgreiche Übung: „Ich bin froh, dass wir im Chemiepark die Möglichkeit haben, solche Szenarien unter realistischen Bedingungen gemeinsam mit externen Kräften zu üben. Im Ernstfall muss einfach jeder Handgriff sitzen, unter jeder Bedingung. Wie wichtig das ist, haben wir gerade auch bei dem Ereignis in Leverkusen gesehen. In Gendorf arbeiten wir deshalb ständig daran, unsere Sicherheitsmaßnahmen für Mensch und Umwelt zu verbessern. Die jährlichen Großübungen sind dabei ein wichtiger Baustein.“