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25.01.2018

Mehr als „nur“ eine Werkfeuerwehr

Die ISG-Werkfeuerwehr für den Chemiepark GENDORF zieht Bilanz: Auch außerhalb des Chemieparkgeländes fuhr sie 2017 in der Region Hunderte von Einsätzen, darunter Verkehrsunfälle, ein Heizölunfall bei Tyrlaching oder die Unterstützung mit Hubrettungsgerät nach Sturmschaden in Burgkirchen.

Bild Übund ISG-Werkfeuerwehr im Chemiepark GENDORF

Was hier im Chemiepark GENDORF geübt wird, kann beispielsweise bei Verkehrsunfällen in der Nachbarschaft Leben retten: Die Bergung und  richtige Versorgung von Verletzten bis zum Eintreffen des alarmierten Notarztwagens. Auch das gehört für die ISG-Werkfeuerwehr zur Realität.

Im vergangenen Jahr rückte allein der Rettungswagen der Werkfeuerwehr über 300 Mal außerhalb des Chemieparks aus. Als First Responder für den Bereich der Gemeinde Burgkirchen gehört die Werkfeuerwehr zum festen Bestandteil der Sicherheitsarchitektur des Landkreises. First Responder bedeutet: Wird ein Notarztwagen angefordert, landet der Notruf automatisch auch über die integrierte Leitstelle bei der Werkfeuerwehr. Ort und Grund werden sofort per Fax im Rettungsfahrzeug angezeigt. Wenn das Rettungsfahrzeug startet, zeigt das Navi die Fahrstrecke bereits an. Anders als bei den freiwilligen Feuerwehren, können die hauptberuflichen Werkfeuerwehrmänner innerhalb von 30 bis 40 Sekunden ausrücken. Schnelles Eingreifen von Rettungskräften kann Leben retten: „Wir sind in der Regel sieben bis zwölf Minuten vor dem Eintreffen des Notarztes vor Ort, was in lebensbedrohlichen Situationen entscheidend sein kann. Bei zwei bis vier Fällen pro Jahr überleben die Betroffenen, weil Hilfe schnell vor Ort ist“, erzählt Martin Siebert, Leiter der ISG-Werksicherheit.
 
Nachbarschaftshilfe wird groß geschrieben
Vor Ort geht es um die Versorgung der Patienten: Mal muss ein Zugang gelegt, mal ein EKG erstellt, mal Laborblut abgenommen oder eine Blutung gestillt werden. Oder der Defibrillator kommt zum Einsatz: „Wir überbrücken bis der öffentliche Rettungsdienst aus Altötting oder Burghausen eintrifft und den Patienten meist schon transportfertig übernehmen kann“, so Siebert. In zehn Prozent der Einsätze wurden 2017 auch Verletzte transportiert: „Sind die öffentlichen Rettungskapazitäten überlastet, übernehmen wir sogar Transporte“, sagt Martin Siebert. Die Kooperation fällt unter Nachbarschaftshilfe. Aber nicht nur die Nachbarn, auch der Chemiepark profitiert davon. Jeder Feuerwehrmann ist ausgebildeter Rettungssanitäter, viele der über 50 hauptberuflichen Feuerwehrleute haben zudem eine Weiterbildung zum Rettungsassistenten absolviert. Die Einsätze schulen gleichzeitig die Kompetenzen der Feuerwehrmänner: „Routine bei Rettungseinsätzen ist wichtig.“


Expertise und Equipment
In rund 30 Fällen wurden die Einsatzkräfte zudem über „TUIS“ angefordert. TUIS steht für Transport-Unfall-Informations- und Hilfeleistungssystem der Chemischen Industrie und bietet öffentlichen Feuerwehren und Polizei bundesweit Unterstützung bei Transport- und Lagerunfällen mit Chemikalien. Bundesweit stehen 130 Chemie-Werkfeuerwehren bereit. Das Fachwissen aus Gendorf war 2017 unter anderem bei einem Brand einer Halle bei Landshut gefragt, in der Kunstdünger lagerten. Bei Vilshofen gab es einen Wassereinbruch in ein Frachtschiff, das Kunstdünger transportierte und im Münchner Bahnhof Nord musste wegen eines defekten Waggons eine gefährliche Flüssigkeit umgefüllt werden. Neben dem Know-how geht es um die spezielle Ausrüstung und um Fachkräfte, die mit dem Equipment umgehen können. So etwa im Fall eines Supermarktes in Deggendorf, wo das Team mit speziellen Messgeräten anrückte, weil Kältemittel aus Kühlaggregaten ausgetreten war. Auch beim Eingleisen von Zugwaggons stellen die Gendorfer ihr Equipment zur Verfügung. Erst im September 2017 entgleiste ein Güterzug bei Garching an der Alz, der unter Mitwirkung der Werkfeuerwehr wieder auf die Gleise gestellt wurde. Eines stellt Siebert aber klar: „Oberstes Gebot ist immer, die Einsatzbereitschaft für den Chemiepark sicherzustellen. Im Zweifelsfall geht der Schutz des Chemieparks vor externen Einsätzen.“

Erstes Ziel ist die Prävention
Hauptziel aber ist und bleibt die Prävention. Ein wichtiges Instrument der Vorbeugung sind die Fortbildungen. So werden im Chemiepark zum Beispiel sogar regelmäßig Polizisten geschult, um deren Blick für Umweltkriminalität zu schärfen. Beispiel: Das Fortbildungsinstitut der Bayerischen Polizei in Ainring. Beamte schauen sich im Chemiepark an, wie LKWs kontrolliert werden, die Gefahrgut transportieren. Worauf muss man achten? Was ist im Notfall zu tun oder wie funktioniert das Notfallmanagementsystem im Chemiepark? Auch im Ausbildungs- und Kompetenzzentrum für Werk- und Betriebsfeuerwehren sowie für freiwillige Feuerwehren, das 2016 auf dem 3.000 Quadratmeter großen Gelände der ehemaligen Eissporthalle eingerichtet wurde, fanden 2017 zahlreiche Veranstaltungen statt. Gemeinsam mit der Bildungsakademie BIT Gendorf  bietet die Werkfeuerwehr praxisorientierte Aus- und Fortbildungen an. Zur Übungsausstattung gehören eine Atemschutzübungsanlage mit Kriechstrecke, Übungsbehälter, eine Rohrbrücke, ein 27 Meter hoher Übungsturm mit Steigleitung und ein Übungsplatz für echtes Feuer. Auch hier gilt: Routine muss trainieren werden. „Wir haben rund 20 qualifizierte Ausbilder, die im Chemiepark im Einsatz sind. Das sind keine praxisfernen Theoretiker, sondern erfahrene Feuerwehrexperten“, betont Martin Siebert. Bundesweit sind die Fachkräfte der Werkfeuerwehr zudem in Arbeitskreisen und Gremien aktiv: Wissen, das sie auch in den Ausschuss des Kreisfeuerwehrverbandes Altötting einbringen.

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Tilo Rosenberger-Süß
Leiter Kommunikation
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