Das Projekt: Biosteam Gendorf (BSG)

Unter Verwendung vor allem von regionalem Landschaftspflegeholz und Waldrestholzbeständen als Brennstoff beabsichtigt InfraServ Gendorf gemeinsam mit E.ON ein maßgeschneidertes Biomassekraftwerk für den Chemiepark GENDORF zu errichten und zu betreiben.  

Die Pläne von InfraServ Gendorf und E.ON sehen ein Biomasseheizkraftwerk mit einer elektrischen Leistung von 20 Megawatt (MW) sowie einer thermische Feuerungsleistung von 90 MW vor. Das geplante Biomasseheizkraftwerk könnte damit rund 50 Prozent des Dampfbedarfs im Chemiepark abdecken und etwa 130.000 Megawattstunden (MWh) klimaneutralen Strom in das öffentliche Netz einspeisen. Rechnerisch ließe sich damit der Jahresbedarf von rund 40.000 Haushalten decken. Im Chemiepark GENDORF benötigen die Standortunternehmen Dampf für ihre Produktionsprozesse und zu Heizzwecken. 

Nach Inbetriebnahme des Biomasseheizkraftwerks ließe sich die Leistung des bestehenden Gaskraftwerks auf etwa die Hälfte des heutigen Niveaus herunterfahren. Dadurch würden die CO2-Emissionen im Vergleich zu heute um rund 45 Prozent sinken. Zum Vergleich: Die eingesparten 96.000 Tonnen CO2 pro Jahr entsprechen dem Jahresausstoß von rund 18.000 Haushalten in Deutschland. 
Die Entscheidung für den Bau eines Biomassekraftwerks fiel auf Basis einer umfangreichen Analyse, die sowohl technische als auch gesetzliche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen berücksichtigt. Im Rahmen der Konzeptstudie „EverGreen“ untersuchte InfraServ Gendorf 2021 alle Optionen, die für die schrittweise Umstellung des Chemieparks auf klimaneutrale Energieversorgung bis 2045 zur Verfügung stehen. Das Ergebnis der Studie ist eine langfristig angelegte Strategie, bei der das Biomasseheizkraftwerk nur ein Baustein von mehreren ist. Weitere sind vor allem der Bezug von klimaneutral erzeugtem Strom von externen Anbietern sowie die Steigerung der Energieeffizienz im Chemiepark. 

Die Möglichkeiten vieler regenerativer Energiequellen vor Ort sind begrenzt, aufgrund der spezifischen Anforderungen des Chemieparks: Der Strombedarf ist sehr hoch und muss rund um die Uhr zu wettbewerbsfähigen Bedingungen gedeckt werden. Viel entscheidender ist aber die Wärmeversorgung: Hier ist der Chemiepark auf lokale Quellen angewiesen, da sich Wärme – anders als Strom – nicht über weite Distanzen transportieren lässt. Alternativen, wie zum Beispiel eine Geothermieanlage, erreichen nicht die hohen Temperaturen, die für die Produktionsprozesse im Chemiepark benötigt werden (mindestens 200°C). Die Studie kommt deshalb zum Schluss, dass ein Biomasseheizkraftwerk für die Wärmeversorgung unter den aktuellen Bedingungen die beste gangbare Option ist.  

So wird das Biomasseheizkraftwerk Gendorf geplant technisch geplant – maßgeschneidert und am neuesten Stand der Technik:

1. Brennstofflager mit Abluftreinigung  
Die Transportfahrzeuge entladen die Brennstoffe über sechs Abkippstellen an den Rolltoren der Lagerhalle in den Bunker. Der Bunker ist in geschlossener Bauweise errichtet und die Beschickungsöffnungen sind im Abladebereich der LKWs durch ein Vordach gegen das Eindringen von Regenwasser geschützt. Die Rolltore werden nur für die Abkippvorgänge geöffnet. Das Lager wird stets im Unterdruck gehalten, so dass keine diffusen Luftschadstoffemissionen oder Gerüche in die Umgebungsluft gelangen können. Die abgesaugte Abluft dient als Primärluft für den Verbrennungsprozess in der Feuerung.  

2. Rostfeuerung mit Dampferzeuger 
Für die Verbrennung der Biobrennstoffe ist eine Rostfeuerung vorgesehen. Diese ermöglicht den Einsatz verschiedener Brennstoffe und stellt dabei den einwandfreien Ausbrand bei allen Betriebszuständen innerhalb des Feuerungsleistungsdiagramms sicher. Bei der Rostfeuerung wird der Festbrennstoff auf einem Vorschubrost verbrannt. 

3. Abwasserfreie Rauchgasreinigung 
 
Mit Hilfe des Rauchgasreinigungssystems werden die aus der Rostfeuerung kommenden Rauchgase so gereinigt, dass die Grenzwerte der Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (13. BImSchV) sicher eingehalten werden. Zur Einhaltung der Emissionsbegrenzungen wird ein quasi-trocken arbeitendes Rauchgasreinigungsverfahren eingesetzt.  

4. Wasser-Dampf-System mit Turbine
 
Der in der Kesselanlage erzeugte Dampf wird einer HD-Dampfleitung zugeführt, mit der der Frischdampf dem Dampfturbosatz zur Stromerzeugung zugeleitet wird. Des Weiteren werden Mitteldruckdampf (21bar) und Niederdruckdampf (5bar) in das Chemieparknetz eingespeist.  

5. Luftkondensator 
Der Luftkondensator nutzt Umgebungsluft als Kühlmedium und benötigt dazu keinen weiteren separaten Kühlkreislauf. Es findet damit keine Erwärmung und kein Verbrauch von Frisch- bzw. Flusswasser statt 

Maßnahmen Minderung von Emissionen, Immissionen und Rückständen. 


Luftreinhaltung 
Abwasserfreie Rauchgasreinigung bestehend aus: 

  • SNCR (selektive nicht-katalytische Reduktion) zur NOx-Reduktion 
  • Einsatz von Kalkhydrat und Aktivkoks zur Abtrennung von Abgasen 
  • Staubabscheidung mittels Zyklon 
  • Gewebefilter 
  • Aufsatzfilter zur Staubabscheidung bei den jeweiligen Silos 
  • Irrelevanzwerte für die menschliche Gesundheit werden eingehalten. 

Die Immissionswerte zum Schutz der menschlichen Gesundheit bzw. Schutz vor erheblichen Belästigungen und Nachteilen, insb. Schutz der Vegetation und von Ökosystemen sowie Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen durch Schadstoffdeposition werden eingehalten. Vor dem Austritt aus dem Kamin werden beim gereinigten Rauchgas die nach § 17 der 13. BImSchV geforderten Paramater kontinuierlich gemessen. 
 
Lärm 
Die Ergebnisse der Schallimmissionsprognose zeigen, dass die direkt benachbarten Wohngebiete außerhalb des Wirkungsbereichs der Anlage liegen. Maßnahmen organisatorischer Art für den anlagenbezogenen Fahrverkehr auf öffentlichen Straßen sind aus schalltechnischer Sicht nicht zu ergreifen. 

 Abwasser 
Im Bereich der Rauchgasreinigung fällt kein Abwasser an. Das Abwasser im Bereich des Wasser-Dampf-Kreislaufs wird zunächst im Prozesswasserbecken intern gesammelt und anlagenintern wiederverwendet. Abwasser, welches nicht wiederverwendet werden kann, wird zur Kläranlage des Chemieparks geleitet. Niederschlagswasser von Verkehrs- und Dachflächen wird gesammelt und nach einer Vorbehandlung naturnah über belebten Oberboden in den Untergrund versickert. 

Abfall 
Im Normalbetrieb fallen u.a. Abfälle wie z. B. Schlacke, Grobflugasche, Filterstaub, metallische Störstoffe und Altöle an. Die anfallenden Abfälle werden vor Ort in geeigneten Behältern / Silos / Bunker zwischengelagert und einer ordnungsgemäßen Verwertung bzw. Beseitigung zugeführt. 

 Stromerzeugung  ca. 131 Millionen Kilowattstunden pro Jahr entspricht Bedarf von ca. 42.000 Haushalten 
 Dampferzeugung ca. 330 Millionen Kilowattstunden pro Jahr entspricht ca. 50% des Wärmebedarfs des Chemieparks
 Brennstofferzeugung  ca. 154.000 Tonnen Trockensubstanz pro Jahr entspricht ca. 50 LKW pro Tag (das sind weniger als 20% des aktuellen Werksverkehrs)
 Fläche des Betriebsgeländes ca. 215 x 95 m  
Abmessung der Brennstofflagerhalle L x B x H ca. 80 x 32 x 24 m  
Lagervolumen der Brennstofflagerhalle  ca. 17.000 m3  
Höhe des Kesselhauses   ca. 39 m  
 Schornsteinhöhe  ca. 50 m